Gestern war einer dieser Abende, die mich in meine Jugend zurück versetzt haben… du stehst vor einem angesagten Club, im Winter, im Minirock und frierst dir den A… ab, in der Hoffnung, dass der Türsteher dich dann auch durchlässt. Ich hatte sogar Kumpels, die Wechselkleidung im Auto hatten, falls den Herren an der Tür ihr Outfit nicht gefällt… verrückt! 😉 Ich hab das immer sportlich genommen, wenn nicht, gehe ich halt woanders feiern: Heute ist alles anders…
Jetzt stehe ich auch wieder in der Schlage und hoffe endlich der Tür etwas näher zu kommen. Momentan ist der „Mami-Club“ schwer angesagt in meinem Freundeskreis. Einige sind schon drin und halten uns Wartende auf dem Laufenenden, was da so abgeht. Andere werden in den nächsten Stunden, Wochen, Monaten reinkommen, denn sie stehen auf der Gästeliste und ahnen auch schon, wie es da so ist. Nur ich steh noch doof am hinteren Ende der Schlange und überlege, warum ich kein Wechsel-Outfit mitgenommen habe. Leider ist nicht abzusehen, wann ich überhaupt mal bis zum Türsteher vor komme – die Warterei nervt mich und im letzten Jahr haben sich auch noch min. 20 Mädels vorgedrängelt – einige davon, hatten vorher kategorisch ausgeschlossen, jemals in diesen Club zu wollen und dann sind sie fröhlich hüpfend an mir vorbei gezogen und direkt durchgewunken worden! Und als ob das nicht schon genug wäre, geht jetzt meine Lieblingskollegin/Freundin auch noch rein. Gestern war sie mit ihrem Mann bei uns zum Kochen, Quatschen und Verabschieden. Der ganze Abend war sehr fröhlich und ich vergaß fast, dass er mit einem Abschied enden wird. Als wir dann kurz vor 24 Uhr in der Tür standen und uns verabschiedeten, kullerten die Tränen schließlich, was sie übrigens schon wieder tun… Für den Mutterschutz und die Elternzeit geht sie zurück in ihre Heimat – 150 Km weg, unklar, ob sie wirklich je wieder kommt! Sie hatte bisher auch eine Fernbeziehung, aber nun müssen sie sich entscheiden, ob ihr Mann seine Stelle aufgibt, dass sie zurück an unsere Schule kann (was sie momentan gerne möchte) oder ob sie versucht, etwas in ihrer Heimat zu finden (was langfristig sicher die bessere Alternative wäre). Als sie schwanger wurde, war mein erster Gedanke – oh Gott, dann geht sie weg. Der einzige Mensch, der in diesem Lehrerzimmer auch ohne Worte wusste, wann ich mal ne Umarmung brauche, die, der ich alles erzählen konnte. Die, die als erste Nichtbetroffene verstanden hat, was ich durchmache und wie man damit umgehen sollte. Sicher sind meine anderen Kollegen nett, aber jetzt sind es nur noch Männer in meinem Alter – die wissen zwar grob Bescheid, aber so detailliert, werde ich diese Frauenproblematik wohl kaum mit ihnen besprechen wollen. Hinzu kommt, dass nun wieder eine Freundin in diesem ominösen „Mami-Club“ verschwunden ist. Auch sie hatte sich vorgedrängelt und jedes Mal, wenn das jemand macht, denke ich – ach bis ihr Kind kommt, bist du auch schwanger – und jedes Mal kommt das Kind und ich hab immer noch keine Eintrittskarte in der Hand. Dann winken wir uns, wenn sie durch die Absperrung geht, versprechen uns, dass das nichts ändert und doch ist dann alles anders – denn SIE ist drin und ICH schau nur von draußen durchs Fenster.
Das tut einerseits weh, weil es mich daran erinnert, dass ich da nicht rein darf. Und andererseits weiß ich, selbst wenn sie mich durch die Hintertür reinschmuggeln, ist es doch nicht das Gleiche. Sicher kann man versuchen, den Kontakt aufrecht zu erhalten, das klappt ja meist auch am Anfang , aber es verschieben sich nun mal die Interessen. Spätestens wenn Mutterschutz und Babyjahr rum sind, wirds für die meisten Mamis so stressing, dass sie nur noch sporadisch auf Sms antworten (Ich bekam schon Antworten mit 3 Wochen Verspätung!). Verabredungen zum Kaffee werden fünf Mal sechs Mal verschoben, weil irgendjemand krank ist oder es ohne weiteres Kind zur Bespaßung des Nachwuchses „zu stressig“ wird – soll heißen, eigentlich nur Reden mag ich nicht, wenn es keine Spielverabredung ist, dann lieber nicht. Ganz abgesehen davon, dass es schwer ist, ernsthafte Probleme zu besprechen, während der Krümel permanent Spielzeug gegen seinen Kopf oder die Wand haut.
Zum Glück gibt´s noch ein paar Freundinnen, die mit mir vor der Tür des Mami-Clubs warten, aber wenn die dann auch irgendwann drin sind, was dann? Dann steh ich hier alleine vor der Tür rum… Ich habe Angst vor diesem Tag, ich habe auch Angst, dass ich nie rein komme und vielleicht will ich auch irgendwann nicht mehr meine Nase an der Fensterscheibe platt drücken… hoffentlich haben Sie in der KiWu-Klinik eine Eintrittskarte für mich, denn sonst werde ich wohl etliche Freundinnen nicht mehr sehen, denn freiwillig kommt da keine mehr raus vor die Tür.
Danke, an alle, die hier noch mit mir warten und mich aufmuntern!
Eure Frau Einstrich
Hallo,
ich denke, dass du noch ein paar Klamotten anprobieren musst, beziehungsweise die heutigen technischen Möglichkeiten ausreizen musst. Dann wird es wohl kein Problem sein in den begehrten Club reinzukommen. Während des Wartens sind vor dem Club bestimmt ein hübscher Mann, gemeinsame Urlaube, das von mancher Familie begehrte Leben als DINKS (double income, no kids = doppeltes Einkommen, keine Kinder). Genieße auch das in der Zeit des Wartens.
Liebe Grüße,
das Schaf ☺️❤️⛵️
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Der Vergleich ist sehr passend und ich stehe mit dir in der Schlange *wink*. Ich habe im Engsten Freundeskreis mittlerweile über 10 Kinder (knapp 20, wenn man gute Bekannte noch mitzählt) und ich würde mal behaupten, dass keine Freundschaft daran zerbrochen ist. Wir haben einen Weg gefunden, wie sie mich manchmal einschleusen und so behandeln, dass es niemanden anders dadrin auffällt, dass ich eigentlich gar nicht da drin sein darf und auch sie schleichen sich manchmal raus und warten gemeinsam mit mir. Sprich ruhig ganz offen mit deinen Mädels und sag, dass du dich ausgeschlossen fühlst. Dann werden sie mit Sicherheit versuchen, dir das Gefühl geben, trotzdem dazuzugehören. LG Pippi
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Ach da bist du, schön dich zu sehen.😊 Grundsätzlich denke ich nicht, dass echte Freundschaften daran zerbrechen. Es tut gut zu hören, dass es wirklich klappen kann. Andererseits ist es natürlich eine Gefühlssache, man kann als Kinderwünschlerin zwar bei jedem Thema mitreden, aber es sind nun mal keine eigenen Erfahrungen, die man einbringt. Manchmal traue ich mich auch nicht bestimmte Sachen zu kritisieren , da ich ja faktisch keine Ahnung davon habe. Ich denke dann, dass ich mir ja auch nix von Leuten sagen lasse, die meine Situation nicht kennen. Dennoch, danke für deinen Zuspruch. Liebe Grüße
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Liebe Einstrich,
was für eine tolle Metapher! Ich mag sehr wie Du schreibst.
Ich erinnere mich jetzt noch ganz genau an die Zeit, als auch ich noch davor stand. Aber weißt Du was!? Du wirst – auch wenn Du noch viel länger warten musst (was ich Dir nicht wünsche) NIEMALS als einzige draußen stehen. Es stehen massenweise Frauen da. Nur wird vielleicht die Zahl derer, die Du persönlich kennst, immer geringer. Aber damit das nicht passiert, hast Du Dir mit Deinem Blog eine ganz andere Tür geöffnet. Durch die Du ein und aus gehen kannst, wie Du magst. Und hinter dieser Tür ist der Club der Kinderwünschlerinnen. Da wird es nie leer oder langweilig. Und wie ich das hier so beobachte, seid Ihr Blogschwestern eine tolle Gemeinschaft. Sowas hätte ich mir auch gewünscht, wenn ich nicht meine Stammtischdamen gehabt hätte. Wir haben uns vor über 3 Jahren über die Kommentarfunktion eines sehr bekannten anderen Kinderwunschblogs kennengelernt und haben noch heute Kontakt.
Du bist nicht allein! Und Du wirst es auch nie sein. Dein Kinderwunschabenteuer kommt jetzt gerade richtig in Fahrt. Es geht in die ersehnte Richtung. Und Eer weiß… Wohlmöglich ziehst Du -egal was Du anhast- demnächst an den anderen vorbei.
Ich wünsche es Dir sehr.
Juli
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Danke für deine Aufmunterung! Ich freue mich, dass dir mein Schreibstil gefällt und finde es toll, dass du, obwohl du schon drin bist, noch schaust, wie es hier draußen so läuft. Ich hoffe, ich treff dich bald drinnen. 😆 Alles Liebe, Frau Einstrich
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Obwohl es vielleicht blöd und undankbar klingt: manchmal ist das Leben auch mit dem gewünschtetsten Wunschkind überhaupt nicht fein.
Das Lesen Eurer Blogs hält nicht nur die Erinnerung an meine eigene, lange Kinderwunschachterbahnfahrt wach (man vergisst die Details wirklich schnell), es lässt mich nämlich auch in Momenten großer Erschöpfung und Selbstzweifel wieder dankbar sein für das unglaubliche Glück, das wir hatten und haben.
Wir „sehen“ uns drinnen! 😉
Juli
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Ach liebe liebe Frau Einstrich,
ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr du mir aus der Seele sprichst! Aber erstmal sende ich dir ganz viele tröstende Gedanken und Umarmungen rüber, gegen die Trauer umd den Umzug deiner Freundin/Kollegin:* Das ist wirklich traurig und ich kann dich da gut verstehen:( Dieser Club wirkt im Moment so elitär für uns, dass man oft Zweifel hat, ob wir da überhaupt „schick“ genug sind, dass man uns einlässt. Aber unsere Zeit wird kommen, da glaube ich ganz fest dran! Irgendwann wechselt der Türsteher, ist nicht mehr so streng, oder gerade wir gefallen ihm besonders gut! Und für den Fall, dass wir wirklich nicht mehr rein dürfen (aber daran glaube ich noch nicht für uns!!!), sind wir in einem Club, der für die Mamis geschlossen ist! Wir wären dann irgendwann die, die angerufen werden, weil alles so stressig ist, die Kinder mal wieder von einer Erkältung in die nächste schlittern, oder noch später, weil sie aus dem Haus sind und auf einmal die Aufgabe im Leben fehlt. Die neugewonnende Freiheit nicht genutzt zu werden weiß, usw. usw. Ich wünsche es uns so sehr, dass wir noch in den Club der Mamis rein dürfen, aber ich will mein Leben auch nicht mehr verteufeln, wenn ich dann eine „VIP“ Karte für den anderen Club erhalte.
Ich drück dich fest! Und du bist nicht allein! Ich warte mit dir vor dem Club, zittere im Minirock in der Kälte mit dir und komm, lass uns die Zeit irgendwie rum bringen. Wir schaffen das zusammen!
Alles alles Liebe!
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Danke für die lieben Worte! An den Schichtwechsel der Türsteher hatte ich noch gar nicht gedacht -das wird unsre Chance! Der nächste ist bestimmt ein bisschen öko und steht auf Streifenmuster. 😉
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Genau so! :* 😉
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Liebe Frau Einstrich,
ich finde deinen Vergleich unglaublich passend. Und kann dir nur zustimmen. Dieses Schlangestehen ist ätzend, aber ich stehe gerne mit dir und allen anderen in der Schlange und bin mir sicher, dass wir alle noch in den Mami-Club kommen, denn ohne uns ist der Club nicht voll! Also auf ein nicht mehr allzu langes in der Schlange stehen – aber ganz sicher nie alleine! Wir warten gemeinsam und machen das Beste draus!
Lg Frau Planungeduld
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