Von kleinen und großen Narben

Die Anstrengungen für den Kinderwunsch laufen gerade nicht auf Hochtouren – ich warte seit 3 Wochen auf einen ICSI-Kostenvoranschlag, nicht dass es mich wahnsinnig macht, wenn es heißt er kommt nach einer Woche und dann kommt er NICHT… Es nervt mich, aber ich merke wie sich die Gefühle bezüglich des Kinderwunsches verändern. Und auch wenn das gut und nötig ist, macht es mich gerade irgendwie traurig. Es fühlt sich an, als würde sich eine wichtige Phase meines Lebens bald enden. Vier Jahre ist es nun her, dass ich die Pille abgesetzt habe. Am 23.05.2013… nur 2 Monate danach habe ich erfahren, dass es wohl schwierig werden könnte mit dem Schwangerwerden. Wie schwierieg es letztlich wirklich werden würde, ist in diesem Augenblick zum Glück für mich unvorstellbar. Die darauffolgenden Tage weine ich – abgesehen von der Zeit in der ich als Trauzeugin bei der Hochzeit unserer Freunde zu tun habe- fast durchgehend. Ich kann mich noch an jeden kleinen Stich erinnern, der meinem Herzen versetzt wurde. Bei den Fürbitten in der Kirche – als die Elern dem Brautpaar Kindersegen wünschen. Bei den Gesprächen bei der Hochzeitsfeier – immer wenn das Thema auf Familienplanung kommt. Am 25.05. als wir unsere Bodenplatte gießen – und noch Beton übrig ist. Mein Vater und mein Schwiegervater machen damit eine Platte vor der Haustür „als Stellplatz für den Kinderwagen“, der dort bald stehen solle. Sie freuen sich wie verrückt über ihren genialen Gedanken und ich muss mich hinter den Pflaumenbaum flüchten, weil ich die Tränen nicht zurückhalten kann. Auch heute noch weine ich, wenn ich an diesen Moment denke. Meine Tränen von damals fühlen sich im Nachhinein umso gerechtfertigter an. Als hätte ich schon vorher Tränen vergossen, im Wissen, dass mir zwischenzeitlich die Kraft dazu fehlen würde. Aus den kleinen Stichen wurden im Laufe der Jahre Messerstiche (Schwangerschaftsverkündungen, dumme Ratschläge, Unverständnis von anderen, Probleme mit den Kassen, Versagensgefühle, Minderwertigkeitsgedanken und Hilflosigkeit, vor allem Hilflosigkeit) und in wenigen Augenblicken fühlt es sich so an, als würde jemand mein Herz mit einer Axt maträtieren… Der Schmerz, den ich beim Scheitern unserer ersten IVF verspüre und bei der Schwangerschaftsnachricht danach ist so überwältigend, dass ich ihn kaum fassen kann. Tagelang bin ich ein  Schatten meiner Selbst und lebe die dunkelsten Gedanken. Seit diesen Tagen ging es zum Glück aufwärts, die Stiche wurden nicht weniger in der Anzahl, aber sie dringen nicht mehr so tief ein. Mein Herz ist vernarbt und lässt weder Klinge noch Nadel bis ins Innere vordringen. Wenn ich meine Gedanken verfolge, wird mir bewusst, dass mein Gehirn versucht, die neuen Umstände zu adaptieren. Natürlich bleibt noch diese eine ICSI. Und gemessen an dem, was danach vielleicht kommt, hat sie eine ungeheure Bedeutung. Aber mein Kopf und mein Herz weigern sich diese Bedeutung anzunehmen. Gedanken, über alles was schief laufen könnte, schiebe ich beiseite. Beinahe so als wäre sie nur Teil eines Abschiedsrituals. Natürlich lese ich die Beiträge von euch anderen – wie ihr mit allen Mitteln versucht schwanger zu werden. Ich weiß, dass die Medizin auch bei einem Scheitern der ICSI noch etliche Wege für uns bereithalten würde. Aber ich glaube nicht, dass ich diese Wege noch gehen will. Ich bin bereits hinter meine Grenzen gegangen. Gefühlt hab ich mich aber auch hinter der Grenze kein Stück auf unser Kind zubewegt. Ich habe mir nur neue Narben geholt und muss wahnsinnig aufpassen, mich auf diesem unwegsamen Gebiet nicht zu verlieren. Nun machen wir hier schon ein paar Wochen Rast auf dieser geschützen Lichtung. Und meine Gedanken kreisen vor sich hin…

Unwillkürlich überlege ich, was wir ohne Kind alles tun würden, tun könnten. Welche Möglichkeiten das Leben uns damit bietet. Welche Freiheit. Es gibt Dinge, die ich mit Kind einfach nicht wagen würde, z.B weil das finanzielle Risiko zu groß wäre. Ich weiß, dass der Lieblingsmann viel lieber selbstständig wäre. Ohne Kind – solange ich Vollzeit arbeite- ein tragbares Risiko. Er würde gerne (wieder) Motorradfahren – die Maschine ging kaputt als ich die Pille absetzte – ein Zeichen?! Ich hatte immer gesagt, wenn wir ein Kind haben, setze ich mich nicht mehr auf so ein Ding. Tja. Die Helme und die Kleidung liegen auf dem Dachboden. Vielleicht ist die Kinderlosigkeit auch ein Geschenk? Ein Geschenk, dass ich bei alle dem Schmerz über meinen scheinbaren Verlust gar nicht wahrgenommen habe… ich bin mittlerweile abgekommen von dem Gedanken mich über ein Kind definieren zu können. Ja es schmerzt diesen Wunsch nicht erfüllen zu können. Aber wer weiß, wie viel Schmerz mir erspart bleibt? Wie viel Angst? Wie viel Sorge? Wenn ich die Nachrichten einschalte, erscheint es mir manchmal unendlich viel. Natürlich sollte die Menschheit nun nicht aufhören sich fortzupflanzen… aber vielleicht hat es ja doch einen Grund, dass mir dieser Weg verwehrt bleibt.

Gleichzeitig bin ich natürlich traurig über alle die Dinge, die ich ohne Kind nicht erleben werde. Über den Teil meines Charakters, den ich als Nicht-Mama nie kennenlernen werde. Über die Möglichkeit der Entscheidung, die ich nicht habe. Natürlich habe ich Angst vor einer Zukunft ohne Kind. Nicht vor der nahen Zukunft, aber vor dem Alter. Mein Mann ist Einzelkind und ich habe kaum Kontakt zu meinem Halb-Bruder. Irgendwann kommt der Punkt, da sind wir dann alleine auf dieser Welt. Und da es unwahrscheinlich ist, dass man zusammen geht, heißt das auch, dass einer von uns irgendwann ganz alleine sein wird. Und ja, es gibt Kinder, die haben auch keinen Kontakt zu ihren alten Eltern, aber das Wissen, dass da gar niemand mehr ist, ist doch ein anderes.

So oder so werde ich früher oder später an einen Punkt kommen, wo ich meine Entscheidung bereuen könnte – genau: könnte– denn auch dies wird eine Entscheidung sein, die ich frei treffen kann.

Und so bleibt die ICSI das, was sie von Anfang an war, eine Chance: Eine Chance auf ein gutes Leben. So oder so.

Viele Grüße von einer sehr nachdenklichen Frau Einstrich!

24 Gedanken zu “Von kleinen und großen Narben

  1. Liebe Frau Einstrich,
    ich les auch schon lange still bei dir mit, aber der Text hat mich jetzt wirklich zu Tränen gerührt. Bei mir sind es jetzt 5 Jahre her, dass ich die Pille abgesetzt habe und es gibt auch sooo viele Nadel-und Messerstiche von denen ich berichten könnte. Auch das mit den Fürbitten kenn ich so gut! Bei mir stand jetzt nur noch die Möglichkeit einer Eizellspende oder Adoption im Raum. Beides fühlt sich für mich nach langem, langem Nachdenken und vielen Tränen nicht richtig an und wir haben vor ca. 6 Monaten beschlossen, kinderlos gücklich zu werden. Und es geht! Es ist einfach ein anderes Leben, als man es sich vorgestellt hat, aber es ist trotzdem ein schönes Leben. Man hat jetzt wieder mehr Energie, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen, einfach weil sich nicht mehr das elende Gedankenkarusell um den Kinderwunsch dreht. Auch der Neid auf andere Schwangerschaftsmeldungen verblasst. Nadelstiche kommen jetzt schon auch noch, aber bei weitem nicht mehr so schlimm. Und es macht mir jetzt auch nicht mehr so viel aus in manchen Situationen einfach zu sagen, dass ich keine Kinder bekommen kann. Das wäre früher undenkbar gewesen. Und wie du sagst, die Lage in der Welt ist sehr beängstgend, selbst meine Mutter sagt immer zu mir „Wer weiß, wozu das gut ist…“ Vor der letzten Behandlung war ich auch bei einer Psychologin, nur für ein Gespräch und das hat mir unheimlich geholfen. Ich habe auch das mit dem Alleinsein im Alter angesprochen. Und sie erzählte mir, dass sie auch viel in Altersheimen unterwegs ist. Und scheinbar ist es so, dass die Menschen, die Kinder haben oft (natürlich nicht immer) verbittert sind – weil die Kinder keine Zeit haben, sie öfter zu besuchen, und wenn die Kinder da waren, beschweren sie sich, weil sie nur 2 Stunden da waren. Die Kinderlosen dagegen haben in ihrem Leben gelernt, nicht auf ihre Kinder zu warten, sondern sich mit sich selbst oder mit Freunden zu beschäftigen. Sie sind mit sich selbst im Reinen. Das kann man jetzt sicher nicht verallgemeinern, aber das hat mir sehr Mut gemacht und ich habe jetzt auch keine Angst mehr davor. Man muss selbst sein Leben in die Hand nehmen lernen. Das beste draus machen, wir haben nur das eine! Der Gedanke hat mir bei der letzten ICSI geholfen, nicht zu tief zu fallen und nachdem ich mich ausgeweint hatte, konnte ich positiv und klar in die neue Zukunft blicken.
    Dennoch wünsch ich dir viel, viel Glück für deine ICSI!!!
    Liebe Grüße,
    Beate

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    • Liebe Beate,
      dein Kommentar hat wirklich ein gutes Timing. Nach der erneuten Schwangerschaftsverkündung gestern war ich ziemlich im Zwiespalt und etwas überfordert, aber deine Geschichte (bzw die der Psychologin) macht mir Mut… es wird sicher noch einige Jahre und viele Gespräche brauchen bis man ganz mit sich im Reinen ist. Aber so ist es ja oft im Leben.
      Es ist schade, dass euer Weg so endete, aber es ist toll, dass ihr euch davon nicht unterkriegen lasst.😄 vielen Dank fürs Daumendrücken! Alles Liebe für Dich! Lg Frau Einstrich

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  2. Was für ein schöner Text! Ich kann deine Gedanken gut nachvollziehen, auch wenn ich selbst noch nicht an dem Punkt bin, mir ein Leben ohne Kind vorstellen zu können. Aber wenn die Adoption nicht klappt (bei unserem Jugendamt gilt ja die Regel, dass man nur zwei Jahre auf der Warteliste sein kann), werde ich wohl auch beginnen müssen, mich mit diesem Gedanken „abzufinden“.
    Ich wünsche euch ganz viel Glück für die ICSI und ich hoffe, dass ihr einen Weg findet, glücklich zu werden, so oder so.

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  3. Du schreibst so unglaublich gut und treffsicher. Auch wenn ich vielleicht nicht den Weg gegangen bin den du/ihr gerade gehst, kann ich mich in deinen Gefühlen und Gedanken sehr gut wiederfinden. Ich glaube es gut sich in „was wäre wenn“ Gedankenspiele zu begeben und sich vorszustellen, was nach dem Wunsch nach einem leiblichen Kind bleibt oder neu entstehen kann. Ich danke dir für den Text, deine Ehrlichkeit und wünsche dir nur das Beste!

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  4. Was für ein Text! ❤ Ich kann deine Gedanken sehr gut nachvollziehen und bei vielen Gedanken habe ich mich um einige Monate zurückversetzt gefühlt. Wie bei mir…….schon irgendwie krass.

    Ich wünsche euch das Quentchen Glück für eure kommenden Icsi! 🍀

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    • Es ist erstaunlich wie sehr sich dieser Verarbeitungsprozess doch ähnelt. Heißt dass, das du/ihr also erst im zweiten Schritt über Adoption nachgedacht habt? Weil kinderlos bleiben letztlich doch keine Option war? Lg

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      • Ja das ist echt krass.
        Adoption war bei uns zwar schon immer Thema. Durch die Familie meines Mannes (dort gab es 1 Adoption und mehrere Pflegekinder) war das bei uns sehr früh schon Thema in der Beziehung. Und wir hätten nachden leiblichen Kindern das Thema nochmal konkretisiert. Aber nachdem für uns klar war das wir keine weiteren Behandlungen mehr machen möchten/wollen und somit auch keine leiblichen Kinder bekommen werden. War bei uns die Frage wann den Weg der Adoption gehen? Und ob wir davor einfach noch einige Zeit bewusst für uns nehmen. Und es war auch kurzzeitig Spendersamen Thema bei uns.
        Aber es hat sich dann sehr schnell für uns entschieden das wir den Adoptionsweg gehen und er diesmal der richtige Weg ist. Als wir uns im JA 2015 vorgestellt haben merkten wir das dieser Schritt zwar für uns grundsätzlich passt aber es war noch zu früh. Jetzt fühlt es sich richtig an, auch wenn wir nicht wissen ob wir je eine Vermittlung bekommen war es jetzt der richtige Zeitpunkt diesen Weg einzuschlagen. Wobei ich sagen muss das ich mir ein „Limit“ gesetzt habe bzgl. der Wartezeit. Und sollte bis dahin keine Vermittlung statt gefunden hat dann wird es einen anderen Weg gehen, mittlerweile wäre das auch ok. Mein Leben wird dann anders aber ich weiß das es trotzdem gut werden wird. Da es dann doch einige Dinge gibt die ich mir bewusst aufzeige wenn wir keine Vermittlung bekommen sollten was ich dann einfach in Angriff nehmen werde. Zumindest ist dann so der grobe Plan. Wir werden sehen wie das Leben spielt…….das ist ja leider nicht so planbar wie wir wissen. 😊
        Lg

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      • Danke für die ausführliche Antwort! 😊 Ich finde fu hast eine gute Einstellung zu dem Thema und der Wartezeitproblematik gefunden. Ich häng beim Thema Adoption immer noch im luftleeren Raum…auch weil die Ehe meiner besten Freundin letztlich in nach unerfülltem Kinderwunsch in diesem Prozess zerbrochen ist. Aber wahrscheinlich müssten wir uns das Ganze dann irgendwann mal bei JA anhören, um ein Gefühl dafür zu bekommen… Ich drücke euch sehr die Daumen und hoffe es gibt schnell einen Beitrag mit dem Titel „Der Anruf“ 😘. Lg

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      • Vielen Dank! 😘
        Oh, das tut mir leid.
        Ja vermutlich ist es am besten ein Info-/Erstgespräch im Jugendamt zu führen. Ich denke das man dadurch schon einiges für sich klären kann. Aber vll. braucht ihr das auch gar nicht. 🍀😊
        LG

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  5. Liebe Frau Einstrich,

    wir kennen uns noch nicht, ich war lange nur stille Mitleserin, aber ich möchte dir, unbekannterweise, unglaublich-super-mega viel Glück und „Erfolg“ für eure ICSI wünschen. Ich wünsche euch so sehr, dass ihr bald ein kleines Menschlein im Arm halten und bewundern dürft.

    Aber selbst wenn es nicht klappt, und ihr Abstand von eurem Wunsch nehmt, seid ihr deswegen nicht „weniger wert“, keiner hat „versagt“, auch wenn es sich vielleicht so anfühlen mag. DU bist wertvoll, dein Mann ist wertvoll, darauf kommt es im Leben an. Ich finde es sehr stark und mutig von dir, dass du auch die positiven, oder die zumindest nicht ganz so schlechten Seiten an einem Leben ohne Kind siehst!

    Ich wünsche euch das Beste für euer Leben – egal, wie euer Weg weitergeht, es wird gut!

    Liebe Grüße
    Lisa

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    • Liebe Lisa,
      ich danke Dir sehr für deine lieben Worte und die guten Wünsche. Das Gute an der Kinderlosigkeit zu sehen, ist das einzige, was man tun kann, um besser durch den Tag zu kommen- wenn die Gedanken dunkel werden. Und dann gibt es Menschen wie dich, die ein paar Sonnenstrahlen schicken. Danke. 😊 LG

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  6. Habe Deinen Text gelesen während der Aufsicht einer Klassenarbeit und musste mir die Tränen verdrücken, so sehr erkenne ich mich mal wieder darin wieder, nur vor ca 7 Monaten. Ich drücke Dir beide Daumen für die ICSI!

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    • Ich freu mich grad wie Bolle, dass ich nicht die Einzige bin, die während der Aufsicht im Netz surft. 😉 Dass er dich traurig gemacht hat, tut mir Leid. Was erwartet mich denn in 7 Monaten? Soll heißen: wie geht’s dir? Danke fürs Daumendrücken. 😊

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      • Wir haben so viele Einzeltische, da ist Aufsicht einfach 🙂
        Dein Artikel hat mich nicht so traurig gemacht, nur unheimlich zurückgerissen in der Zeit und gerührt, weil die Gedanken sooo ähnlich sind und diese Zeit einfach so furchtbar anstrengend und intensiv.
        Und mir geht es sehr gut, wir hatten wahnsinniges Glück mit der Dezember-ICSI und ich drücke Dir sehr die Daumen, dass Du in 7 Monaten genau so ein schönes Bäuchlein hast wie ich 🙂
        Ich kenne ja auch Momente wie Deine missglückten IVF´s, wir hatten ähnliches und haben 5 Anläufe gebraucht. Und kurz davor war ich schon ähnlich am Abschiednehmen wie Du.

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      • Und Nachtrag: nein, ich glaube nicht, dass ich durch diese Gedanken so entspannt war, das es deshalb geklappt hat! Es ist einfach nur Glück!

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      • Ja. Es ist einfach ein Glücksspiel und mit mehr Einsätzen erhöht man vielleicht die Chance… 5 Versuche sind echt heftig. Ich nehm dich jetzt einfach mal als Orakel.. also für das Bäuchlein, nicht die Anzahl der Versuche.😉 alles Gute weiterhin! Lg

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  7. Meine liebe, ich bin immer wieder erstaunt, wie sehr sich unsere Geschichten ähneln. All deine Gedanken kann ich zu 100 Prozent nachvollziehen. Auch ich bin im Prozess, mir Alternativen vorzustellen. Derzeit schiebe ich den Gedanken noch ein wenig zur Seite und versuche, generell nicht allzusehr über die weiter entfernte Zukunft nachzudenken. Ich arbeite da eher in Monatsschritten. Ich will mir nicht vorstellen, wie es sein könnte, und dann kommt es doch wieder ganz anders. Momentan kann ich es alles noch sehr gut ausblenden. Aber klar, diffuse Pläne für die Zeit „danach“ habe ich auch schon. Einen Hund anschaffen. Den Job wechseln. Vielleicht beruflich noch einmal ganz von vorne anfangen.
    Die Hilflosigkeit ist das Gefühl, was wirklich am schlimmsten ist. Hilflosigkeit gegenüber Ärzten, gegenüber Krankenkassen, einfach gegenüber seinem eigenen Körper und der Natur. Was bleibt, ist wohl die Erkenntnis, dass es in erster Linie an einem selbst liegt, ob man glücklich sein kann. Neulich habe ich irgendwo gehört oder gelesen, dass es nicht das Ereignis ist, was uns zustößt, das entscheidet, wie glücklich wir im Leben sind. Sondern unsere Reaktion auf dieses Ereignis. Wir wären nicht plötzlich überglücklich, wenn wir schwanger wären. Na gut, wären wir erst einmal natürlich schon! 😉 Aber das würde nicht automatisch bedeuten, dass unser Leben jetzt perfekt ist und immer bleibt. Wir müssen mit dem arbeiten, was uns gegeben wird. Und das geht. Das kriegen wir hin, da bin ich sicher.
    Die Statistik, dass kinderlose Paare eigentlich sogar glücklicher sind als welche mit Kindern, fand ich zwischendurch oft zynisch und total blöd. Mittlerweile macht sie mir eher Mut. 😉

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  8. Wie schön offen du immer schreibst. Ich lese schon ein Weile bei dir mit und es berührt mich sehr, weil es ganz viel genau beschreibt, wie es sich anfühlt.
    Ich stehe mit meinen Gedanken an einem ähnlichen Punkt.
    Mir ist längst klar: Kinder kommen von Gott. Man selbst hat so wenig in der Hand.
    Aber neu ist mir nun der Gedanke: Kinderlosigkeit kommt auch von Gott!!!
    Was habe ich das die ganze Zeit übersehen! Wieviel Leid und dumme Gedanken hätte ich mir sparen können, wenn ich dieses Geschenk eher angenommen hätte!
    Und übrigens glaube ich nicht, dass man im Alter allein sein muss, nur weil man keine leiblichen Kinder hat 😉

    Liebe Grüße
    Ingrid

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    • Liebe Ingrid, es freut mich, wenn du etwas für dich aus meinen Texten mitnehmen kannst.
      Ich kam auf den Gedanken durch eine Geschichte von einer kinderlosen Frau. Sie ging zu einem Medium, das in frühere Leben schauen konnte. Dieses sagte ihr, sie sei immer Mutter vieler Kinder gewesen und hätte sich aufopferungsvoll um diese gekümmert. Nun sei es an der Zeit,dass sie sich mal ein ganzes Leben nur für sich Zeit nehme.
      Sicherlich kann man über solche esoterischen Ansätze streiten, aber irgendwie fand ich die Story schön 😊. Im Übrigen meinte ich keine echte Einsamkeit im Alter – aber man hat dann eben keine Blutsverwandtschaft… das ist ein seltsamer Gedanke für mich. Warum kann ich gar nicht erklären. LG

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  9. Liebe Einstrich, das sind gute Gründe, sehr nachdenklich und sehr traurig zu sein. Es tut mir leid, dass der Weg so schwer ist. Vielleicht ist es gut, schon vor der ICSI eine Entscheidung zu treffen, damit deren Ausgang nicht über alles Lebensglück entscheidet, denn davon habt ihr ja auch ohne Kind sehr viel. Über B-Wege kann man dann immer noch nachdenken. Oder es lassen und mit einem unerfüllten Wunsch leben. Das geht. Ganz sicher geht das. Viele Grüße auf die Lichtung 🌷🌷🌷

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